Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
der Film "The Adventures of Robin Hood" aus dem Jahr 1938 mit der Musik von Erich Wolfgang Korngold gilt als Klassiker der Filmgeschichte. Die Sinfonische Suite aus diesem mit drei Oscars ausgezeichneten Abenteuerfilm möchte ich Ihnen in der heutigen Ausgabe vorstellen.
Bevor seine Karriere als FIlmkomponist in Hollywood begann, lag bereits eine beispiellose Karriere hinter ihm. Erich Wolfgang Korngold, 1897 in Brünn (heute Brno), geboren, war ein musikalisches Wunderkind. Richard Strauss und Giacomo Puccini gehörten zu den Bewunderern der kompositorischen Fähigkeiten des musikalisch frühreifen Kindes. Gefördert vom Vater, bekam Korngold mit sechs Jahren den ersten Unterricht in Musiktheorie. Im Alter von neun Jahren trug er Gustav Mahler seine Märchenkantate „Gold“ vor, woraufhin Mahler ihm Alexander von Zemlinsky als Lehrer vorschlug. 1910 wurde an der Wiener Hofoper unter Franz Schalk die Ballett-Pantomime "Der Schneemann" uraufgeführt. 1916 wiederholte die von Bruno Walter geleitete Premiere der Einakter "Violanta" und "Der Ring des Polykrates" den Publikumserfolg. 1920 begann der Siegeszug seiner Oper "Die tote Stadt" über die europäischen Bühnen. Mit seiner vierten Oper "Das Wunder der Heliane" geriet Korngold 1927 zwischen die Fronten eines teilweise von seinem Vater initiierten Kulturstreits, der sich an Kreneks Zeitoper „Johnny spielt auf“ entzündete. 1929 begann mit der Bearbeitung von Johann Strauß‘ „Fledermaus“ die Zusammenarbeit mit Max Reinhardt. Der Regisseur holte Korngold für die Produktion von „A Midsummer Night’s Dream“ 1934 nach Hollywood, wo sich der Komponist 1938 in Folge der Besetzung Österreichs durch die Nazis niederließ. Korngold avancierte zu einem der gefragtesten Filmmusikkomponisten der USA. In der Nachkriegszeit versuchte der Komponist erfolglos, auf den europäischen Kunstmusik-Bühnen wieder Fuß zu fassen. Korngold starb 1957 in Hollywood.
Zu insgesamt 18 Filmen steuerte Korngold die Musik bei. Er avancierte zu einem der gefragtesten Filmmusikkomponisten aller Zeiten und perfektionierte als Hauskomponist der Warner Brothers Studios die Gattung der sinfonischen Filmmusik. Dafür wurde er fünfmal für den Oscar nominiert. 1936 erhielt er den begehrten Preis für seine Musik zu "Anthony Adverse" und 1938 auch für "The Adventures of Robin Hood". Korngold läutete mit seinem Schaffen eine neue Ära in Hollywood ein. Anstelle des bloßen Begleitens bildet Musik eine eigenständige Ebene und kommentiert, widerlegt oder intensiviert das visuelle Geschehen. Gleichzeitig stattet Korngold mit wagnerischer Leitmotiv-Technik Charaktere oder Szenen mit individueller Klanglichkeit aus.
Als Korngold die Arbeit an der Filmmusik zu "The Adventures of Robin Hood" aufnahm, galt er in Hollywood bereits als gefragter Komponist, der mit Werken wie "Captain Blood" (Unter Piratenflagge) von sich reden machte. "The Adventures of Robin Hood" stellte mit dem für die damalige Zeit ungeheuren Budget von zwei Millionen US-Dollar die vorigen Produktionen des Studios in den Schatten. Da ihm anfangs noch kein Skript vorlag, recherchierte Korngold in Wiener Bibliotheken über den Robin Hood-Stoff.
"Musik ist Musik, ob sie für die Bühne, das Dirigentenpult oder fürs Kino ist. Die Form mag sich ändern, die Art, sie zu notieren, mag unterschiedlich sein, aber der Komponist darf keinerlei Zugeständnisse machen in Bezug auf das, was er für seine eigene musikalische Überzeugung hält", äußerte Korngold einmal.
Mit John Wilson darf ich Ihnen heute einen echten Filmmusik-Spezialisten vorstellen. Der Dirigent und Arrangeur gründete 1994 das John Wilson Orchestra mit dem Ziel, Filmmusik aus Hollywood und Musicals vom Broadway wieder zum Leben zu erwecken. Seine jährlichen Konzerte im Rahmen der BBC Proms sind längst Kultveranstaltungen. Am 26. August 2013 spielte das John Wilson Orchestra Korngolds Sinfonische Suite "The Adventures of Robin Hood" in der Londoner Royal Albert Hall:
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Urlaubsgrüßen von der Nordsee
Matthias Wengler