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31.05.2021 Kategorie: ElmMusik, ErkerodeMusik

Musik in schwierigen Zeiten

Folge 180

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Freunde der Kirchenmusik,

in dieser Woche steht der Frühling im Mittelpunkt unserer Musikauswahl. Los geht es heute mit Robert Schumanns Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38, seiner "Frühlingssinfonie".

„O wende, wende, deinen Lauf, im Thale blühet Frühling auf“, heißt es in einem Frühlingsgedicht von Adolf Böttger. Diese Zeilen waren der erste Impuls für Schumann zur Komposition seiner ersten Sinfonie. Die Hörner und Trompeten, die den ersten Satz selbstbewusst eröffnen, schmettern dieses Zitat nonverbal; der markante punktierte Rhythmus erweist sich als Kernzelle für den weiteren Verlauf des Satzes. „Das jauchzende Ja zum Leben“ - dieses Gefühl möchte Robert Schumann in seiner Frühlingssinfonie ausleben lassen. Es ist seine erste Sinfonie, die er in nur vier Januartagen 1841 frisch verheiratet skizzierte und drei Wochen später fertig stellte: „Ich schrieb die Sinfonie, wenn ich sagen darf, in jenem Frühlingsdrang, der den Menschen wohl bis in das höchste Alter hinreißt und in jedem Jahr von neuem überfällt. Schildern, malen wollte ich nicht; dass aber eben die Zeit, in der die Sinfonie entstand, auf ihre Gestaltung, und dass sie gerade so geworden, wie sie ist, eingewirkt hat, glaube ich wohl.“


Und diesen Frühlingsdrang lässt er deutlich spüren. Seine vier Sätze lassen mit ihrer Dynamik, Eleganz, Frische und fesselnden Art die Natur aus der winterlichen Starre erwachen und aufblühen. Schumann legte besonderen Wert darauf, dass seine Sinfonie nicht als Programmmusik verstanden werden sollte, sondern die Namensgebung auf die Entstehung der Sinfonie hindeutet. 

Mit dem Gedanken einer Sinfonie trug sich Schumann schon lange. Bereits zehn Jahre zuvor hatte er sich an einer Orchesterkomposition versucht, die er jedoch als unzulänglich wieder verwarf. Wie vielen seiner Zeitgenossen schien auch ihm das sinfonische Vermächtnis seines Kollegen Ludwig van Beethoven unerreichbar: „Wenn der Deutsche von Sinfonien spricht, so spricht er von Beethoven: die beiden Namen gelten ihm für eines und unzertrennlich, sind seine Freude, sein Stolz.“ Erst Franz Schuberts „Große C-Dur-Sinfonie“ gab ihm neue Hoffnung. Schumann hatte sie 1838 bei dessen Bruder Ferdinand Schubert in Wien entdeckt und Felix Mendelssohn Bartholdy für eine Uraufführung am Gewandhaus gewinnen können. 

Schumanns erste Sinfonie hatte ihre Premiere ebenfalls im Leipziger Gewandhaus, Felix Mendelssohn Bartholdy, mit Robert Schumann gut befreundet, dirigierte die erfolgreiche Uraufführung am 31. März 1841. Weitere Aufführungen in Weimar, Bremen, Hamburg, Berlin, Den Haag und Rotterdam folgten und machten Schumann als Sinfoniker weit über Leipzig hinaus bekannt.

Drei Konzertmitschnitte mit Schumanns "Frühlingssinfonie" möchte ich Ihnen heute empfehlen: Der erste Mitschnitt entstand am 24. Januar 2016 im Charles Bronfman Auditorium in Tel Aviv mit dem Buchmann-Mehta School of Music Symphony Orchestra unter der Leitung von Zubin Mehta: 

www.youtube.com/watch

Im November 2012 dirigierte Yannick Nézet-Séguin Schumanns Erste in der Pariser Cité de la Musique, es spielt das Chamber Orchestra of Europe:

www.youtube.com/watch

Und zum Schluss: Leonard Bernsteins mit den Wiener Philharmonikern im Wiener Musikverein, aufgezeichnet im Oktober 1984:

www.youtube.com/watch

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von Matthias Wengler