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21.03.2022 Kategorie: ElmMusik, ErkerodeMusik

Musik in schwierigen Zeiten - 302

Sehr geehrte Damen und Herren,
 liebe Freunde der Kirchenmusik,
 
ein Werk, das ich selber wiederholt aufgeführt habe, ist die Serenade für Streicher e-Moll op. 20 von Edward Elgar.
 
1857 in Broadheath geboren und 1934 in Worcester gestorben, gilt Edward Elgar als eine Art musikalischer Erlöser seines Heimatlandes: Nach dem Barockkomponisten Henry Purcell gab es lange Zeit keinen englischen Tondichter mehr von Weltrang. Elgar galt um die Jahrhundertwende 1900 als der große Erneuerer und vor allem als neuer großer Nationalkomponist. Doch sollte man ihn nicht nur auf seine "Pomp and Circumstances Marches" reduzieren. Er hat mehr zu bieten als diese durchaus eindrucksvollen bombastischen Orchesterklänge. 
 
1892 und somit ein paar Jahre vor seinem echten Durchbruch entstand die Serenade für Streicher e-Moll. Darin entwickelt er feine Melodielinien - in der Regel verhalten, aber mit vielen spielerisch-heiteren Nuancen. Ihre Anfänge erlebte die Streicherserenade im Jahre 1888, als der damals dreißigjährige Elgar, der sich noch nicht zum Komponistenberuf entschlossen hatte, drei Sätze für Streicher mit den Titeln Frühlingslied, Elegie und Finale zu Papier brachte. Am 7. Mai des gleichen Jahres erlebten die drei Stücke eine Aufführung beim Three Choirs Festival in seiner Heimatstadt. Dieses bedeutendste englische Chorfest prägte Elgars musikalische Ausbildung entscheidend, hatte er hier doch in den Jahren 1878, 1881 und 1884 im Orchester gespielt, zuletzt sogar unter dem Dirigat von Antonin Dvorák. Später soll Elgar über diese Stücke mit der ihm eigenen Offenheit gesagt haben: „Ich mag sie (es sind die ersten, die ich überhaupt mochte).“ 
 
1892 jedoch arbeitete er die Stücke in die vorliegende dreisätzige Serenade als Geschenk für seine Gattin Alice zum dritten Hochzeitstag um und dirigierte selber eine Privataufführung mit der Worcester Ladies’ Orchestral Class. Obwohl die Titel im Opus 20 verschwunden sind, ist der Sinn der Sätze doch noch immer der gleiche. Der Kopfsatz (Allegro piacevole) kann seine pastoralen Neigungen nicht verhehlen, der langsame Satz (Larghetto) trägt elegische Züge, das Finale (Allegretto) sorgt für einen heiteren Ausklang. Dass kurz vor Schluss der erste Satz noch einmal anklingt, hat Elgar der Streicherserenade op. 22 seines Kollegen Antonin Dvorák abgelauscht.
 
Das deutsche Verlagshaus Breitkopf & Härtel veröffentlichte Elgars  Serenade 1893 als Partitur. Die erste öffentliche Aufführung fand in Antwerpen im Jahre 1896, die englische Erstaufführung am 16. Juli 1899 in New Brighton unter der Leitung des Komponisten statt. Seitdem hat sich die Serenade unter den meist aufgeführten Werken Elgars, das er selber 1930 auf Schallplatte einspielte, fest etabliert.

Unser heutiger Konzertmitschnitt kommt aus dem TivoliVredenburg in Utrecht - dort spielte das Concertgebouw Kamerorkest am 28. Oktober 2016 Elgars Streicherserenade:

www.youtube.com/watch

Zum Vergleich ein Mitschnitt aus Weimar: Das Orchester des Musikgymnasiums Schloss Belvedere spielte Elgars Streicherserenade unter der Leitung von Joan Pagès Valls am 4. Dezemeber 2014 im Congress Centrum Neue Weimarhalle:

www.youtube.com/watch

Wer noch etwas mehr über das heutige Musikstück erfahren möchte, dem sei die folgende Einführung mit Douglas Bostock und dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim empfohlen, die am 26. März 2021 im ConcressCentrum Pforzheim aufgezeichnet wurde:

www.youtube.com/watch
 

Beitrag von Red