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25.06.2021 Kategorie: ElmMusik, ErkerodeMusik

Musik in schwierigen Zeiten

Folge 190

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Freunde der Kirchenmusik,

für die heutige Ausgabe habe ich drei Ouvertüren von Gioacchino Rossini ausgewählt, alle Mitschnitte stammen aus Neujahrskonzerten in Venedig mit dem Orchestra del Teatro La Fenice:

1817 musste Rossini eilig einen Opern-Stoff für die Mailänder Scala finden: „Die diebische Elster“ erzählt die Geschichte eines beinahe zu Unrecht hingerichteten Dienstmädchens. Die Ouvertüre, die mit einem Trommelwirbel beginnt, ist ein echter Wunschkonzertschlager. In welch höchster Eile diese Ouvertüre entstand, schildert Rossini selbst: „Das Vorspiel zur Diebischen Elster habe ich am Tag der Uraufführung unter dem Dach der Scala geschrieben, wo mich der Direktor gefangen gesetzt hatte. Ich wurde von vier Maschinisten bewacht, die die Anweisung hatten, meinen Originaltext Blatt für Blatt den Kopisten aus dem Fenster zuzuwerfen, die ihn unten zur Abschrift erwarteten. Falls das Notenpapier ausbleiben sollte, hatten sie die Anweisung, mich selbst aus dem Fenster zu werfen.“
 

Daniel Harding dirigierte die Ouvertüre am 1. Januar 2015:

www.youtube.com/watch


Rossinis Oper "Die Italienerin in Algier" entstand im Frühjahr des Jahres 1813 innerhalb eines Zeitraums von nur wenigen Wochen. Das Werk gehört der Gattung der „Türkenoper“ an, als dessen bekanntestes Beispiel vielleicht Mozarts "Die Entführung aus dem Serail" gelten kann. Wichtige Elemente sind ein exotischer Schauplatz (hier Algier), entsprechendes Personal (hier Sklaven, Eunuchen, der Bei Mustafà), das Zusammentreffen von Okzident und Orient (hier in Form der Italienerin Isabella und ihrem Begleiter Taddeo), schließlich Gefangennahme (durch Piraten) und Befreiung (durch die List der Frauen). Die Ouvertüre ist wie so oft bei Rossini als eine Art verkürzte Sonatenhauptsatzform komponiert worden, sie beginnt mit einer theatralisch langsamen Einleitung und steigert sich dann zu einem aufregenden Allegro mit zwei kontrastierenden Themen und einem mitreißenden Schluss.

Georges Prêtre dirigierte 1. Januar 2005 diese Ouvertüre:

www.youtube.com/watch


Als die Oper "Wilhelm Tell" am 3. August 1829 in Paris ihre Uraufführung erlebte, wurde sie mit Wohlwollen aufgenommen. Zweifellos gelang Gioachino Rossini das Kunststück, seine Laufbahn als Opernkomponist mit einem großartigen Erfolg zu krönen und zu beenden. Von der Oper ist heute vornehmlich die fulminante Ouvertüre im kollektiven Gedächtnis haften geblieben. Sie ist vierteilig und unterscheidet sich in ihrem Aufbau und in ihrer Funktion deutlich von den anderen Rossini-Ouvertüren: Ein Andante, das vor allem durch die Cellogruppe geprägt ist, spiegelt die feierliche Stille der Natur wieder, bevor im Allegro eine naturalistische Sturmmusik losbricht. Eine ländliche Hirtenszene, geprägt durch das Solo des Englischhorns, schließt sich an, bevor eine Trompetenfanfare den abschließenden Galopp - den wohl populärsten Teil der Ouvertüre - beschließt:

2009 dirigierte Georges Prêtre noch einmal das Neujahrskonzert im Teatro La Fenice:

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Ihnen allen ein schönes Wochenende mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von Matthias Wengler