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09.08.2021 Kategorie: ElmMusik, ErkerodeMusik

Musik in schwierigen Zeiten

Folge 210

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Freunde der Kirchenmusik,

auch heute wieder eine Einstimmung zu unserem Musikstück - wer kennt nicht den Song "Tea for two", der 1950 auch gleichzeitig der Titel eines Films mit Doris Day war?

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Der Song war einmal Anlass für eine ungewöhnliche Wette - und die hätte ich gerne einmal bei "Wetten, dass...?" gesehen: Wetten, dass Sie, Dimitri Schostakowitsch, es nicht schaffen, innerhalb einer Stunde ein komplettes Orchesterarrangement zu diesem Schlager zu schreiben? Diese Frage hat zwar nicht Thomas Gottschalk, sehr wohl aber mal ein Dirigent an den berühmten Komponisten gestellt.

Der Dirigent Nikolai Malko setzte 100 Rubel auf die Behauptung, Schostakowitsch schaffe die Orchestrierung des Songs „Tea for Two“ aus dem Musical „No, No, Nanette“, allein aus dem Gedächtnis heraus, nicht unter einer Stunde. Die teuflisch anmutende Arbeitsphase soll nach nur rund 45 Minuten abgeschlossen gewesen sein. Schostakowitschs Bühnen- und Filmmusiken sprühen nur so vor ausgelassener, funkelender Klangfarbigkeit und zeigen sein unnachahmliches parodistisches Talent. Schostakowitschs Arrangement wurde bekannt als Tahiti Trot op. 16 und gehört zu seinem ersten Ballett „Das goldene Zeitalter“. Wie für seine erste Oper "Die Nase" wählt Schostakowitsch auch in seinem erste Ballett die Musiksprache der Zwanziger Jahre: sie ist sarkastisch, witzig, verfügt über motorischem Elan, ist farbig instrumentiert und wirkt wie eine musikalische Grimasse.

Daniel Barenboim dirigierte das kleine Kabinettstückchen am 31. Dezember 1997 im Rahmen der Silvestergala der Staatsoper Unter den Linden, es spielt die Staatskapelle Berlin:

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Und noch ein anderes Beispiel: Yuja Wang spielte am 18. Februar 2015 im Teatro di Communale di Vicenza eine "Tea for two"-Bearbeitung des Jazz-Pianisten Art Tatum:

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Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von Matthias Wengler