Nachricht

08.09.2021 Kategorie: ElmMusik, ErkerodeMusik

Musik in schwierigen Zeiten

Folge 222

Sehr geehrte Damen und Herren, 

liebe Freunde der Kirchenmusik,

in den Jahren 1798/99 entstand eine der berühmtesten Klaviersonaten Beethovens: die Klaviersonate Nr. 8 c-Moll op. 13, von Beethoven selbst als "Grande Sonate Pathétique" bezeichnet und allgemein heute einfach „Pathétique“ genannt. Diese Sonate, die Beethoven seinem Freund und Förderer Fürst Karl von Lichnowsky gewidmet hat, wird häufig als Inbegriff des Beethovenschen Stils betrachtet. Von Anfang an war die Sonate äußerst beliebt, verhalf Beethoven zu wichtigem Erfolg und sollte prägend für sein weiteres Schaffen sein.


Die "Pathétique" beschreibt einen Wendepunkt im Leben des Komponisten. Entstand sie doch in einer Zeit, als Beethoven erste Anzeichen seiner späteren Taubheit spürte. Mit diesem Werk bekannte sich Beethoven erstmals dazu, sich diesem Schicksal entgegenzustellen. Die Bezeichnung "Pathétique" verweist auf eine sehr konkrete Idee, ein klar umrissenes Konzept - und kann bis heute leicht missverstanden werden kann: "Pathetisch" meint hier nämlich gerade nicht, dass heftigste Seelenregungen hemmungslos ausgelebt werden, sondern im Gegenteil deren Beherrschung.

"Ich will dem Schicksal in den Rachen greifen, ganz niederbeugen soll es mich gewiss nicht", schreibt der Komponist am 16. November 1801 an seinen Jugendfreund Franz Gerhard Wegeler. Es ist die Zeit, in der ihn seine fortschreitende Ertaubung an den Rand der Verzweiflung treibt. Beethoven sprengt das bis dahin auf dem Instrument Machbare. Seine Gestik hat etwas fast Gewaltsames, das dem Bedrohlichen wirklich in den Rachen zu greifen scheint.

Auch heute wieder drei Konzertmitschnitte als Empfehlung - zunächst Daniel Barenboim, der Beethovens Sonaten-Zyklus 2005 in der Berliner Staatsoper Unter den Linden spielte:

www.youtube.com/watch


Fast 50 Jahre alt ist die folgende Aufzeichnung: Vladimir Ashkenazy spielte Beethovens "Pathétique" 1972 in der University of Essex, Colchester:

www.youtube.com/watch

Und zum Schluss einer der angesagtesten Beethoven-Interpreten unserer Zeit: Igor Levit spielte Beethovens Sonaten-Zyklus im vergangenen Jahr bei den Salzburger Festspielen, der folgende Mitschnitt entstand am 8. August 2020 im Haus für Mozart:

www.youtube.com/watch

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Urlaubsgrüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von Matthias Wengler