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22.09.2020 Kategorie: ElmMusik, ErkerodeMusik

Musik in schwierigen Zeiten Folge 80

von Propsteikantor Matthias Wengler

Sehr geehrte Damen und Herren,

schuld an der heutigen Newsletter-Ausgabe ist ein "Tatort" aus dem

Jahr 1977, den ich vor einigen Tagen wieder gesehen habe. Kommissar

Haferkamp (Hansjörg Felmy) hatte es bei der Aufklärung des Mordes an

einer Schülerin mit einem Lehrer als Tatverdächtigen zu tun. Dieser

Lehrer, dargestellt von Jürgen Prochnow, hatte eine besondere Liebe

zur Jazz-Musik, und somit tauchte wiederholt in dieser Folge ein

legendäres Miles-Davis-Album auf: "Sketches of Spain".

https://www.youtube.com/watch?v=CsWidlDldVk

Viele werden das Stück sofort erkennen - es ist ein Arrangement des

zweiten Satzes aus dem berühmten "Concierto de Aranjuez" von Joaquin

Rodrigo. 50 Kilometer südlich von Madrid liegt die Stadt Aranjuez, die

den spanischen Königen einst als Sommerresidenz diente. Mit seinem

"Concierto de Aranjuez" widmete der spanische Komponist diesem Ort

eine musikalische Hommage und schuf das wohl populärste

Gitarrenkonzert aller Zeiten, das nahezu täglich in den Konzertsälen

der Welt zu hören ist. Es ist wohl das einzige Solokonzert nach

klassischem Zuschnitt, in dem die besonderen akustischen Probleme der

Gitarre vollständig gelöst sind.

Nach einer tragischen Diphterieerkrankung erblindete Rodrigo im Alter

von drei Jahren nahezu vollständig - vielleicht ein Grund, warum ihm

eine besonders tiefe und große Innenwelt offenbar wurde. Das

"Concierto de Aranjuez" entstand 1939 in Paris, kurz bevor Rodrigo

nach Ende des Spanischen Bürgerkrieges in seine Heimat nach Madrid

zurückkehrte. 1940 wurde das Werk schließlich in Barcelona

uraufgeführt. Rodrigos Ziel war es, mit seiner Komposition „eine

Erinnerung an die vergangenen Zeiten zu schaffen, an die herrlichen

Gärten von Aranjuez, ihre Bäume und ihre Vögel“.

Der erste Satz ist von einem Bolero-Rhythmus inspiriert. Das

Grundthema erklingt in verschiedenen Instrumentengruppen, zugleich

sorgen Pizzicato- und Arpeggio-Effekte für einen spanisch gefärbten

Klang. Das berühmte Thema des zweiten Satzes beruht auf einer alten

Melodie der Saeta, einem Gesang, der während der Prozessionen der

Karwoche in Andalusien gesungen wird. Die Saeta enthält arabische,

jüdische und spanische Einflüsse mit einer verzierten

Melodiegestaltung, die Rodrigo im Thema seines langsamen Satzes

aufgreift. Das Finale ist wieder von der fröhlich, tanzartigen

Atmosphäre und virtuosen Effekten geprägt.

Am 1. Mai 2011 gastierten die Berliner Philharmoniker mit ihrem

Europa-Konzert im Teatro Real in Madrid, Solist in Rodrigos Konzert

ist Juan Manuel Canizares, es dirigiert Sir Simon Rattle:

https://www.youtube.com/watch?v=4N-8ZJOse_w

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von Matthias Wengler