Sehr geehrte Damen und Herren,
schuld an der heutigen Newsletter-Ausgabe ist ein "Tatort" aus dem
Jahr 1977, den ich vor einigen Tagen wieder gesehen habe. Kommissar
Haferkamp (Hansjörg Felmy) hatte es bei der Aufklärung des Mordes an
einer Schülerin mit einem Lehrer als Tatverdächtigen zu tun. Dieser
Lehrer, dargestellt von Jürgen Prochnow, hatte eine besondere Liebe
zur Jazz-Musik, und somit tauchte wiederholt in dieser Folge ein
legendäres Miles-Davis-Album auf: "Sketches of Spain".
https://www.youtube.com/watch?v=CsWidlDldVk
Viele werden das Stück sofort erkennen - es ist ein Arrangement des
zweiten Satzes aus dem berühmten "Concierto de Aranjuez" von Joaquin
Rodrigo. 50 Kilometer südlich von Madrid liegt die Stadt Aranjuez, die
den spanischen Königen einst als Sommerresidenz diente. Mit seinem
"Concierto de Aranjuez" widmete der spanische Komponist diesem Ort
eine musikalische Hommage und schuf das wohl populärste
Gitarrenkonzert aller Zeiten, das nahezu täglich in den Konzertsälen
der Welt zu hören ist. Es ist wohl das einzige Solokonzert nach
klassischem Zuschnitt, in dem die besonderen akustischen Probleme der
Gitarre vollständig gelöst sind.
Nach einer tragischen Diphterieerkrankung erblindete Rodrigo im Alter
von drei Jahren nahezu vollständig - vielleicht ein Grund, warum ihm
eine besonders tiefe und große Innenwelt offenbar wurde. Das
"Concierto de Aranjuez" entstand 1939 in Paris, kurz bevor Rodrigo
nach Ende des Spanischen Bürgerkrieges in seine Heimat nach Madrid
zurückkehrte. 1940 wurde das Werk schließlich in Barcelona
uraufgeführt. Rodrigos Ziel war es, mit seiner Komposition „eine
Erinnerung an die vergangenen Zeiten zu schaffen, an die herrlichen
Gärten von Aranjuez, ihre Bäume und ihre Vögel“.
Der erste Satz ist von einem Bolero-Rhythmus inspiriert. Das
Grundthema erklingt in verschiedenen Instrumentengruppen, zugleich
sorgen Pizzicato- und Arpeggio-Effekte für einen spanisch gefärbten
Klang. Das berühmte Thema des zweiten Satzes beruht auf einer alten
Melodie der Saeta, einem Gesang, der während der Prozessionen der
Karwoche in Andalusien gesungen wird. Die Saeta enthält arabische,
jüdische und spanische Einflüsse mit einer verzierten
Melodiegestaltung, die Rodrigo im Thema seines langsamen Satzes
aufgreift. Das Finale ist wieder von der fröhlich, tanzartigen
Atmosphäre und virtuosen Effekten geprägt.
Am 1. Mai 2011 gastierten die Berliner Philharmoniker mit ihrem
Europa-Konzert im Teatro Real in Madrid, Solist in Rodrigos Konzert
ist Juan Manuel Canizares, es dirigiert Sir Simon Rattle:
https://www.youtube.com/watch?v=4N-8ZJOse_w
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler