Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
"Sieben Wochen MIT Mozart" stellt Ihnen heute eines der bekanntesten Klavierkonzerte des Salzburger Meisters dar: Das Klavierkonzert Nr. 23 A-Dur KV 488.
1786 ging es Mozart richtig gut. Er war sein demütigendes Dienstverhältnis beim Erzbischof von Salzburg los, jung verheiratet, und er hatte sich in Wien etabliert, der musikalischen Hauptstadt des Kaiserreichs. Seine "Akademien" (Konzerte, die er auf eigene Rechnung organisierte und deren Karten er an Mitglieder des Adels verkaufte) brachten einiges ein, und vor allem floss die Inspiration.
Das A-Dur-Konzert vollendete Mozart am 2. März 1786, im selben Monat schrieb er noch ein weiteres (das c-Moll-Konzert KV 491, das nächste Woche vorgestellt wird), und arbeitete am "Figaro", der ihm einen Triumph bescheren sollte. Gerade das A-Dur-Konzert ist ihm besonders gelungen, es gehört zu seinen beliebtesten Werken überhaupt. "Wenn es auf Erden überhaupt etwas gibt, das vollkommen ist, dann KV 488 von Mozart", schrieb der holländische Schriftsteller Maarten t’Hart und konstruiert aus dieser Vollkommenheit fast einen Gottesbeweis: "Die einfache Tatsache, dass ein sterblicher Mensch diese Musik komponieren konnte, nagt an meinem Unglauben."
Aber auch der sehr viel nüchternere Mozartforscher Alfred Einstein meinte angesichts einer Klarinettenstelle im Adagio, dass in solchen Stellen "die Welt im Gleichgewicht steht und die Weltordnung sich rechtfertigt".
Tatsächlich versagt alle Analyse vor der bloßen Anschauung bzw. dem Höreindruck eines Konzerts, in dem Soloinstrument und Orchester, kluge Konstruktion und vermeintlich freies Drauflos-Musizieren, explodierende Freude und verschattete Düsternis in herrlicher Balance zueinander stehen. Im Kopfsatz wie im Rondo sprudeln die Themen nur so hervor, im ersten in schwingender Heiterkeit, im letzten fast koboldhaft und in permanenter Achtel-Bewegung. Der langsame Satz hebt sich von dieser Grundstimmung ab; er steht in fis-Moll, einer von Mozart sehr selten verwendeten Tonart. Und: Es ist ein Adagio im 6/8-Takt, langsamer also als die üblichen Mittelsätze seiner Konzerte, ein Siciliano, das manche Hörer an die "Erbarme Dich"-Arie aus Bachs Matthäus-Passion erinnern könnte. Das Klavier setzt mit einer schmerzhaft gespreizten Melodie ein, die zwei charakteristische Septimen-Sprünge nach unten macht. Sie tastet sich dann über anderthalb Oktaven nach oben, bevor sie abstürzt. Dann hüllt das Orchester sie in einen beruhigenden Streichermantel ein, so dass dieser Satz Klage und Tröstung zugleich ausstrahlt: ein weiteres Beispiel für Mozarts unvergleichliche Kunst der Balance. Der Kontrast zum buffonesken Rondo könnte dann nicht größer sein.
Meine Empfehlungen für heute: Anlässlich seines 70. Geburtstags musizierte Christoph Eschenbach im Februar 2010 das A-Dur-Konzert mit dem Orchestre de Paris in der Pariser Salle Pleyel:
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Im Rahmen eines UNICEF-Benefizkonzertes musizierte Friedrich Gulda gemeinsam Chamber Orchestra of Europe unter Leitung von Claudio Abbado das A-Dur-Konzert, der Mitschnitt entstand am 11. Dezember 1986 im Wiener Konzerthaus:
www.youtube.com/watch
In seinen letzten Lebensjahren hat Vladimir Horowitz, der sonst eher für rasante Virtuosenstücke berühmt und berüchtigt war, Wolfgang Amadeus Mozart für sich neu entdeckt. Mit dem Orchester der Mailänder Scala und dem Dirigenten Carlo Maria Giulini nahm Horowitz das A-Dur-Konzert im März 1987 im Mailänder Abanella-Studio für die Deutsche Grammophon auf - die Fernsehkameras waren bei diesem besonderen Ereignis dabei; es ist das einzige Mozart-Klavierkonzert, das Vladimir Horowitz aufgenommen hat:
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25.03.2022
Kategorie: ElmMusik, ErkerodeMusik