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19.01.2022 Kategorie: ElmMusik, ErkerodeMusik

Musik in schwierigen Zeiten

Folge 276

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

neben den vier Sinfonien existieren unter den Werken von Johannes Brahms zwei in ihrer Charakteristik gegensätzliche Ouvertüren, die beide im Jahre 1880 geschrieben wurden und eher als Gelegenheitswerke zu betrachten sind: Die Akademische Festouvertüre op. 80 (verbunden mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde an Brahms durch die Universität Breslau im Jahre 1879, siehe Folge 219), und die Tragische Ouvertüre d-Moll op. 81, die heute im Mittelpunkt stehen soll.

Die Tragische Ouvertüre, als Sonatensatz angelegt, entstand im Sommer 1880 in Bad Ischl in zeitlicher Nähe zur Akademischen Festouvertüre. „Die eine weint, die andre lacht“, schrieb der Komponist an den Komponisten und Dirigenten Carl Reinecke anlässlich einer bevorstehenden Aufführung in Breslau. Der herbe Ton der Tragischen Ouvertüre weist voraus auf Brahms' Spätwerk, etwa auf die vierte Sinfonie. Brahms äußerte, dass er mit der Ouvertüre „kein bestimmtes Trauerspiel als Sujet im Sinne“ gehabt habe. Dargestellt ist also eine abstrakt tragische Vorgabe zu einem Schauspiel, die Charakterisierung des Tragischen auf musikalische Weise. Am bestechendsten gelang dies in der kühnen, zwischen Moll und Dur changierenden Erfindung des Hauptthemas. "Die Ouvertüre fließt in einem ununterbrochenen Zuge, ohne Takt- und Tempowechsel dahin, durchweg erfüllt von einem pathetischen Ernste, der mitunter das Herbe streift“, schrieb der Musikkritiker Eduard Hanslick anlässlich der Wiener Uraufführung am 26. Dezember 1880, die nur geringe Resonanz fand.

Meine heutige Empfehlung: Die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Leonard Bernstein, aufgezeichnet im Oktober 1981 im Wiener Musikverein:

www.youtube.com/watch

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von Matthias Wengler