Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
wenn Sie in der Kölner Philharmonie ein Konzert besuchen, ertönt im Foyer kein Pausengong, sondern ein fanfarenartiges Motiv aus dem Schlusssatz von Robert Schumanns Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 97, die den Beinamen "Rheinische" erhielt. Dieses Werk ist unser heutiges Musikstück des Tages.
Im September 1850 zog Schumann zusammen mit seiner Frau Clara und den Kindern von Dresden nach Düsseldorf, um dort die Nachfolge von Ferdinand Hiller als städtischer Musikdirektor anzutreten. Dieses erste und einzige offizielle Amt Schumanns stand jedoch von Anfang an unter keinem guten Stern: Gesundheitliche Probleme und institutionelle Konflikte erschwerten seine Stellung. Doch das hielt Schumann nicht davon ab, in den folgenden dreieinhalb Jahren nahezu ein Drittel seines kompositorischen Gesamtwerks zu erschaffen.
Inspiriert und tief beeindruckt von seinem Besuch im Kölner Dom begann Schumann mit der Arbeit an seiner „Rheinischen“. In weniger als einem Monat komponierte er die fünf Sätze. Wie im Rausch schrieb er allein in zwei Tagen die Skizze zum ersten Satz nieder. „Wer überhaupt was machen kann, muss es auch schnell machen können, und je schneller desto besser. Der Gedankenfluss und Ideengang ist wahrer und natürlicher als bei langer Reflexion“, erklärte Schumann. Trotz ihres Beinamens ist die „Rheinische“ keine Programmsinfonie. Erst im Nachhinein hat sein Freund und späterer Biograf Wilhelm Joseph von Wasielewski sie so genannt, da sie kurz nach Schumanns Umzug nach Düsseldorf entstanden ist. So ist Schumanns chronologisch letzte Sinfonie mehr ein Stimmungsbild von Schumanns abgründiger Psyche und seiner gespaltenen Persönlichkeit - ganz anders also, als es das ansonsten eher heiter gestimmte Werk vermuten lässt.
Der Rhein zieht sich durch Schumanns Leben wie ein roter Faden. Im Rheinland durchlebte er seine glücklichsten und seine schwärzesten Momente. Die Uraufführung der „Rheinischen“ fand am am 6. Februar 1851 unter der Leitung von Robert Schumann in Düsseldorf statt. Nach seinem vergeblichen Selbstmordversuch durch einen Sprung in den Rhein am 27. Februar 1954 verbrachte Schumann seine letzten beiden Lebensjahre in der Nervenheilanstalt in Endenich bei Bonn.
Christoph Eschenbach dirigierte das NDR-Elbphilharmonieorchester am 11. Juli 2010 in der Lübecker Musik- und Kongresshalle im Rahmen des Eröffnungskonzertes des Schleswig-Holstein-Musikfestivals:
Marek Janowski dirigierte am 4. März 2016 das hr-Sinfonieorchester in der Frankfurter Alten Oper:
Und wie immer zum Schluss mein Favorit für Schumanns Sinfonien: Leonard Bernstein mit den Wiener Philharmonikern, aufgezeichnet im Oktober 1984 im Wiener Musikverein:
Ihnen allen ein schönes Wochenende mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler