Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
Mozarts letzte Klaviersonate, die Sonate Nr. 18 D-Dur KV 576, dient heute als Ausgangsbasis für ein Orgelwerk, das auf Mozarts Sonate Bezug nimmt. Die sogenannte "Jagd"-Sonate entstand 1789 in Wien und spiegelt die ganze Komplexität von Mozarts Spätstil wieder. Sie entstand im Anschluss an die Berlin-Reise und ist in ihrer Kontrapunktik geprägt durch die Nähe zu Bach. Gedacht war sie mit noch fünf weiteren Sonaten für die Tochter des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II, Prinzessin Friederike. Warum nur diese eine Sonate vollendet wurde, ist nicht bekannt. Möglicherweise hatte Mozart erkannt, dass die Prinzessin mit den hohen technischen und künstlerischen Ansprüchen dieser Sonate überfordert war.
Der erste Satz „Allegro“ mit seinem jagdhornartig klingenden Hauptthema ist von einer fantasievollen kontrapunktischen Stimmführung geprägt. Der zweite Satz „Adagio“ repräsentiert dagegen die homophone Faktur mit einer gesangsvollen, im mittleren Teil chromatisch bereicherten Melodie. Und im Schlusssatz „Allegretto“ werden die beiden obigen Tendenzen auf eine kunstvolle Weise verflochten und ergänzen sich immer wieder in der allgemeinen tänzerischen Bewegung.
Daniel Barenboim ist hier mit dieser Sonate zu erleben:
www.youtube.com/watch
Die Anfangstakte des dritten Satzes dienten dem Komponisten Zsolt Gárdonyi für sein bis heute wohl bekanntestes und populärstes Stück: "Mozart Changes" entstand 1995 als Auftragskomposition für das "Oklahoma Mozart Festival". Der Titel ist bewusst mehrdeutig gewählt worden - "Changes" steht sowohl für Wechsel/Veränderung als auch für Akkordwechsel bzw. Akkordfolgen in der Jazzmusik. Und in der Tat: Aus Mozarts Thema wird mit der Zeit ein echtes Jazzstück.
Orgel und Jazz - geht das gut zusammen? In diesem Fall kann ich die Frage eindeutig mit "ja" beantworten. Zsolt Gárdonyi, 1946 in Budapest geboren, war viele Jahre Professor für Musiktheorie an der Hochschule für Musik in Würzburg tätig und hat in zahlreichen Kompositionen bewiesen, dass sich Orgel und Jazz nicht ausschließen müssen. In diesem Jahr feiert er seinen 75. Geburtstag.
Auf der Suche nach einer gelungenen Aufnahme bin ich auf ein Orgel-Kurzkonzert aus dem Alfred-Krupp-Saal der Essener Philharmonie mit dem Orgelkustos Wolfgang Kläsener gestoßen. In der Reihe "TUP trotz(t) Corona" ist an der Kuhn-Orgel ein Programm unter dem Titel "Variation" zu erleben mit Werken von César Franck (Prélude, Fugue et Variation h-Moll, op. 18) , Charles Ives (Variations on "America") und - ab 20:19 - auch Gárdonyis "Mozart Changes".
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen
Matthias Wengler