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17.09.2020 Kategorie: ElmMusik, ErkerodeMusik

Musik in schwierigen Zeiten Folge 78

von Propsteikantor Matthias Wengler

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Freunde der Kirchenmusik,

zu den Werken, die ich selbst immer wieder gerne spiele, gehören unbedingt auch Robert Schumanns Kinderszenen op. 15. Von den insgesamt 13 Klavierminiaturen ist die Nr. 7 wohl Schumanns populärstes Stück geworden: Die "Träumerei".

Anders als beim "Album für die Jugend" legte Robert Schumann Wert darauf, dass es sich bei den Kinderszenen eben nicht um Stücke für Kinder handle, sondern um eine "Rückspiegelung eines Älteren für Ältere". Wie kein anderes Werk beeinflussten die Kinderszenen alles, was an Programm-Miniaturen in der Romantik für Klavier geschaffen wurde; allen voran die "Träumerei", die ganz stark einen Rückzug in die Innerlichkeit und alle Abkehr von äußeren Dingen musikalisch beschreibt. 

Den Kinderszenen liegt eine in der Romantik tief verwurzelte Verklärung von Kindheit zugrunde: In jedem Kind liegt eine wunderbare Tiefe. Diese Überzeugung spiegelt sich in Kinderszenen wieder jedes einzelne Stück öffnet eine kleine, sehr ernsthaft vertonte, leichte Welt, die voller Poesie ist. 

Im Sommer 1986 hatte der legendäre Pianist Vladimir Horowitz mit seinen umjubelten Konzerten in Russland und Deutschland nicht nur seine langjährige Abstinenz vom Konzertpodium beendet, er kehrte damit auch nach Jahrzehnten erstmals wieder in jene Länder zurück, die er aus politischen Gründen so lange gemieden hatte. Der große Erfolg und die unglaubliche Resonanz, die diese Konzerte fanden, ließen Horowitz seine Tournee noch die nächsten Monate fortsetzen; auf London, Tokio und Amsterdam folgte dann im Mai 1987 ein spektakuläres Konzert im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins - über 50 Jahre nach seinem letzten Gastspiel in der Donaumetropole.

Wieder begeisterte der "Klaviergott" mit Mozart, Scarlatti, Rachmaninow, Skrjabin, Liszt, Schumann und Chopin sein Publikum - sein letzter großer Konzertmitschnitt zeigt den damals 83-jährigen Künstler in der ganzen Bandbreite seines Repertoires: virtuos, altersweise, emotional und intensiv. Aus diesem Wiener Konzert sehen Sie im folgenden Link nun Robert Schumanns Kinderszenen:

https://www.youtube.com/watch?v=yibf6QNjgGU

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von Matthias Wengler